Praxisnaher Unterricht auf einem frisch angelegten Feldrain
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Die Evangelische Grundschule Mühlhausen übernimmt die Patenschaft für einen blühenden Feldrain. Er wurde mit Unterstützung der Stadt Mühlhausen realisiert. Nun untersuchen die Schülerinnen und Schüler der Burgklasse dort die Flora und Fauna und lernen die Bedeutung der biologischen Vielfalt kennen.

Mit der Übernahme der Patenschaft werden die Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Grundschule Mühlhausen den Feldrain pflegen, die Tier- und Pflanzenwelt unter die Lupe nehmen und mehrmals im Jahr unter fachlicher Anleitung ein Schmetterlingsmonitoring durchführen. Heute war die Burgklasse das erste Mal gemeinsam mit Projektleiter Marcel Komischke vor Ort.
„Ich freue mich sehr, dass der 0,5 Hektar große Feldrain, den wir während der Projektlaufzeit angelegt haben, in Kooperation mit der Stadt Mühlhausen nun realisiert werden konnte“, so Marcel Komischke, Projektleiter des VIA Natura 2000-Projektteiles der Wildtierland Hainich gGmbH (Träger der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld). „Das große Engagement der Stadt Mühlhausen zum Schutz der Tier- und Pflanzenvielfalt in unserer Landschaft ist bemerkenswert“, so Komischke weiter.
„Im Heimat- und Sachkundeunterricht lernen die Kinder theoretisch, wie Natur funktioniert und warum Lebensräume wichtig sind. Die Patenschaft macht Theorie greifbar: Sie beobachten Pflanzen und Tiere, merken Veränderungen, notieren Ergebnisse und überlegen, wie man den Feldrain schützt. Wir freuen uns über die Patenschaft des Feldrains für unsere Viertklässler“, so Lysann Voigt-Huhnstock, Schulleiterin der Evangelischen Grundschule Mühlhausen.
Früher prägten blühende, artenreiche Feldraine die Ackerränder und trugen so zu einem abwechslungsreichen Landschaftsbild bei. Mittlerweile sind solche Feldraine in Thüringen selten geworden. Blütenreiche Randstreifen zwischen zwei Schlägen oder an Wegrändern sind entweder gar nicht mehr vorhanden, flächendeckend mit Gräsern bewachsen und nicht naturschutzfachlich gepflegt oder so schmal, dass sie durch Nährstoff- und Pestizideintrag aus den umliegenden Ackerflächen kaum noch Lebensraum für Schmetterlinge, Wildbienen und Schwebfliegen bieten. Auch für Rebhühner, Feldhasen und Co. reichen die Randstreifen oft nicht mehr als Nahrungsquelle und Rückzugsraum aus.
Um hier gegenzusteuern, wurde das Verbundprojekt „VIA Natura 2000 – Vernetzung für Insekten in der Agrarlandschaft zwischen Natura 2000-Gebieten in Thüringen“ gestartet. Das Projekt wird von Mai 2020 bis April 2026 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert und in den Zuständigkeitsbereichen von fünf Natura 2000-Stationen in Thüringen umgesetzt. Die insgesamt sieben Projektpartner setzen sich dafür ein, noch vorhandene Saumbiotope aufzuwerten und neue Feldraine in den Agrarlandschaften dauerhaft anzulegen. Die Projektflächen werden auf Basis umfassender flurstücksgenauer Biotopverbundplanungen ausgewählt, um auch die Vernetzung zwischen Natura 2000- und anderen Schutzgebieten zu verbessern.
Der von der Schule bewirtschaftete Feldrain mit einer Länge von 1.400 Metern wurde im April 2025 auf zwei unverpachteten Flurstücken der Stadt Mühlhausen vom Landschaftspflege Betrieb Nolte aus Tastungen angelegt. Der Feldrain verbindet die teilweise sehr strukturarme Agrarlandschaft mit dem Nationalpark Hainich. Dafür wurde 50 Kilogramm Saatgut in den Boden gebracht.
Ortsansässige Kindertagesstätten, Schulen, aber auch engagierte Bürgerinnen und Bürger können – vergleichbar mit der Evangelischen Grundschule Mühlhausen –eine Feldrainpatenschaft übernehmen, die vom VIA Natura 2000-Projekt betreut wird. Interessierte melden sich bitte beim Projektleiter Marcel Komischke.